Der Nekromant
Wir erwarteten, daß der Nekromant irgendwo
an einer verborgenen Stelle am Dorfesrand mit seinem
Ritual beginnen würde und stellten überall
Wachen auf. Doch plötzlich tauchte er mitten im Dorf
auf, gerade als ein Großteil der Verteidiger auf Kundschaftermissionen
unterwegs war, und begann am hellichten Tage - durch
starke Zauber geschützt - mitten im Dorfe ein Ritual
vorzubereiten.
Nur zu gut war mir das verhaßte Gesicht bekannt,
seine häßliche Fratze hatte mich bereits
seit Langem in meinen Träumen verfolgt.
Doch die größte Aufgabe lag noch vor uns.
Wir mußten zum einen unser Gegenritual im Tempel
vorbereiten und zum anderen die herbeieilenden Paladine
und Priester davon abhalten, dem Necromanten zu Nahe
zu kommen.
Sie hätten wohl nichts ausrichten können,
der finstere Magus war stärker als alles, was
wir bisher gesehen hatten - von dem Nebelgeist in
Thalstein mal abgesehen.
Die Anspannung wuchs ins unermessliche. Das Ritual
des Totenbeschwörers Näherte sich seinem
Höhepunkt. In wenigen Minuten würde sich
alles entscheiden.
Da brachen plötzlich die gefangenen Seelen aus
der Zwischenwelt hervor und schrien Ihr Leid in die
Welt hinaus. Ich meinte, mein Herz wollte stehenbleiben,
als ich Belias Gesicht erblickte. Doch sie war nicht
mehr sie selbst, nur noch ein Schatten ihres einst
so anmutigen Wesens war geblieben.
Im Tempel wanden sich unsere Priester gemeinsam mit
Althor, Llano und Linflas in Schmerzen, alle Kraft
auf das Ritual gerichtet. Dann begann das unbegreifliche.
Die Seelen schienen sich von Ihrem Peiniger lsozureissen
und stürzten sich in wildem Zorn auf den Nekromanten.
Sie rissen Ihn mit sich fort und obwohl er sich verbittert
wehrte - er war dem Untergang geweiht.
Ein langer Schrei, ein Blitz und alles war vorbei.
Erleichtert fielen wir uns in die Arme und begaben
uns zu dem Tempel wo unsere erschöpften Kameraden
am Boden lagen.
- Serrin Shamandar
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