Die Verlassene Höhle
Nachdem sich unsere Gruppe durch das Zusammentreffen
mit Cho-Ram und Althor weiter vergrößert hatte und
wir uns ein wenig besser kennen gelernt hatten, genossen
wir die Vorteile des Reisens in größerer Gesellschaft.
So kümmerten sich die einen um den Lagerplatz, während
die anderen jagten, nur alle zwei Nächte mußte sich
jeder von uns als Wachposten die Stunden um die Ohren
schlagen und auch die Unterhaltsamkeit während der
langen täglichen Märsche war beträchtlich gestiegen.
Stetig reisten wir Richtung Norden und wir mußten
uns beeilen, denn der Tag des Kriegsrates rückte immer
näher. Kleinere Siedlungen und deren Umland wechselten
mit ausgedehnten Wäldern, in denen man an manchen
Tagen nicht einer Menschenseele begegnete.
Eines Abends stießen wir bei unserer Suche nach Nahrung
auf einen versteckt liegenden Höhleneingang. Vorsichtig
betraten wir die Grotte, deren leicht behauene Decke
darauf hindeutete, daß intelligente Wesen hier gehaust
hatten oder immer noch hausten. Nach einer Biegung,
die weiter in das Innere des Hügels führte, kamen
wir schließlich in eine größere Kammer. Hier bot sich
ein Bild der Verwüstung: Schränke, die einst die Wände
schmückten, waren umgefallen, diverse Kleidungsstücke
waren im ganzen Raum verstreut und der Boden war übersät
mit zerbrochenem Steingut. Nachdem wir den Raum durchsucht
hatten, kamen wir überein, daß diese Höhle wohl die
Wohnung eines Einsiedlers gewesen und dieser möglicherweise
einer Räuberbande zum Opfer gefallen war. Wertvolle
Dinge waren in der Kammer nicht mehr vorhanden, einzig
eine kleine Statue erregte unsere Aufmerksamkeit.
Da wir den ursprünglichen Besitzer nicht mehr unter
den Lebenden wähnten, beschlossen wir, die Statue
an uns zu nehmen.
Nachdem wir die Höhle verlassen und wenig später
ein Reh erbeutet hatten, suchten wir uns einen geschützten
Lagerplatz. Während Orm das Wild schmackhaft zubereitete,
richteten Althor und ich den Lagerplatz ein wenig
her. Obgleich wir größtes Vertrauen in Orms Kochkünste
hatten, mundete uns das Mahl nicht recht und als Serrin
eine gute Stunde nach dem Essen bleicher und bleicher
wurde und über schlimmstes Magengrimmen klagte, wußten
wir, daß unser Essen wohl nicht hundertprozentig in
Ordnung gewesen war. Serrin tat diese Nacht kein Auge
zu und mehrmals in der Nacht entleerte sich sein Magen
des Inhalts. Am nächsten Morgen war er so geschwächt,
daß wir während des Vormittages nur mit halber Geschwindigkeit
vorankamen. Lag dies auf den ersten Meilen allein
an Serrins Verfassung, so gesellte sich alsbald Orm
hinzu, der sich nach nur einer Stunde Wanderung riesige
Blasen an den Füßen gelaufen hatte und deshalb auch
nur noch langsam vorankam. Und obgleich wir ständig
Pausen machten, klagte Linflas am Mittag über Schwindelgefühle
und Kopfschmerzen, die ihn auf unserem weiteren Weg
auf einmal ohnmächtig zusammenbrechen ließen.
Nun machten wir uns ernsthafte Gedanken über die
plötzlich aufgetretenen Schwächen. Während wir für
Serrins Magengrimmen noch eine gute Erklärung hatten,
waren wir bei Orms schlimm anzuschauenden Blasen und
Linflas' Schwindelanfällen ratlos. Den Nachmittag
über schleppten wir uns so mehr schlecht als recht
durch den dichten Wald und schlugen schon früh am
Abend unser Nachtlager auf.
- Llano Vangirion
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